Blendgutachten
Jedes Blendgutachten basiert auf der Blendberechnung, die mit spezialisierter Software ausgefürt wird.
Es soll vor allem klären, ob und wenn ja, wie lange in Richtung verschiedener Immissionspunkte (Points of Interest - POI) Licht reflektiert wird. Dazu ist zu aller erst die genaue Erfassung der Gegebenheiten vor Ort (x/y/z-Koordinaten und Winkel) der Reflexions-Oberfläche sowie der POI erforderlich. Ein Topographie-Schnitt zeigt ob der direkte Lichtstrahl vom Reflektor zum POI überhaupt möglich wäre, oder z.B. durch Gelände-Erhöhungen verhindert werden würde.
Blendberechnung
Eine detaillierte Blendberechnung erlaubt die Optimierung der reflektierenden Flächen. So können zum Beispiel bereits relativ geringe Änderungen in Azimut und Neigungswinkel von PV-Anlagen Blendungen an bestimmten Punkten reduziert oder vollständig vermieden werden. Die Blendberechnung ist das einzige Mittel, um das Gefahrenpotenzial durch Blendung zu quantifizieren und damit eine Basis für eine Risikoabschätzung zu bieten.
Inhalt der Blendberechnung
Blendzeit
Das Blendzeit-Diagramm zeigt die Verteilung von potenziellen Blendungen über das Jahr und die Tageszeit. Es zeigt ob, wann und wie lange eine Reflexion auftritt. Dadurch ist letztendlich auch die Dauer der Blendung in Tagen pro Jahr bzw. Stunden pro Tag ablesbar. Auch die Blend-Reduzierende Auswirkung von Fern-Verschattungen und lokalen Abschattungsmaßnahmen kann in diesem Diagramm recht einfach dargestellt werden.
Reflexionspfad
Der Reflexionspfad Sonne-Reflektor-Standpunkt zeigt den Winkel einer möglichen Reflexion. In manchen Situationen wird auch deutlich, dass der gezeigte Sonnenstand niemals erreicht werden kann (da die Sonne z.B. zu weit im Norden stehen müsste).
Blenddauer
Ein Kernelement der Blendberechnung - die Dauer der Blendung (durch direkt Reflexion und Streulicht) kann im Blenddauer-Diagramm abgelesen werden.
Blendung im Fahrzeug
Der Cockpit-Blick zeigt die virtuelle Ansicht der reflektierenden Fläche aus dem Auto. Auch Sonnenstand und Reflexionen werden dargestellt. Dadurch fällt es leicht, die durch die Blendberechnung erhaltenen Zahlen für den Kunden, den Gutachter und auch die überprüfende Behörde greifbar zu machen.
Reflexions-Häufigkeit
Der Reflexions-Häufigkeits Graph zeigt die Verteilung der reflektierenden Punkte auf der reflektierenden Oberfläche. Dies erlaubt eine Bewertung der gesamten Oberfläche was die Basis für optimierte und effektive Gegenmaßnahmen darstellt. Abschattung, Abdeckung oder andere Veränderungen können nun auf Bereiche fokusiert werden, wo sie die größte Wirkung zeigen.
Solar Glare Hazard
Der Ocular Glare Hazard Plot wurde entwickelt, um die potenzielle Blendwirkung einer Reflexion auf das menschliche Auge darzustellen. Er wird aus der tageszeitabhängigen Intensität der Sonne, sowie dem winkelabhängigen Reflexionsfaktor der reflektierenden Oberfläche errechnet. Jede auftretende Reflexion wird dabei anhand zweier logarithmischer Achsen beurteilt - die Leistungsdichte und die sichtbare Größe der Reflexion. Diese Werte werden mit Grenzwerten verglichen, welche experimentell ermittelt wurden und bei denen entweder temporäre Nachbilder oder die permanente Schädigung der Augen auftreten.
Photometrische Berechnung
Während normaler Weise nur die geometrischen Verhältnisse von Reflexionen berechnet werden, können auch photometrische Daten eine entscheidende Aussagekraft haben. Sowohl die Leuchtdichte als auch die Beleuchtungsstärke spielen in den Richtlinien zur Bewertung von Beleuchtungsanlagen eine entscheidende Rolle. Denn einerseits ist eine ausreichende Beleuchtung erforderlich und andererseits sollen die Leuchten den Menschen nicht direkt blenden. Auch die Richtlinien zur Sonnenreflexion geben maximale Leuchtdichten für die Zumutbarkeit von Blendungen an. Der Vorteil dieser genaueren Berechnung besteht darin, dass nun auch die Auswirkung von reflexionsarmen Gläsern simuliert werden kann. Normalerweise werden rein spiegelnde Berechnungen angestellt (also Einfallswinkel = Austrittwinkel). Mit der photometrischen Berechnung können jedoch Zeiträume, in denen schwache Reflexionen herrschen, von der berechneten Blenddauer abgezogen werden, selbst wenn spiegelnde Reflexionen vorherrschen. Dadurch entspricht die Simulation wieder etwas besser der Realität.
Jakob Zehndorfer ist allgemein gerichtlich beeideter Sachverständiger für Blendgutachten.